Klettertraining – Wir machen dich fit

*Das im Interview erwähnte „Flex Training“ findet ab 2019 nicht mehr statt

Interview mit Klettertrainerin und Sportwissenschaftlerin Martina

Martina ist eine unserer erfahrensten Trainerinnen. Wenn es um die Themen Ausgleichs- und Klettertraining geht, bist du bei ihr genau richtig. Im Interview gibt sie spannende Einblicke ins Klettertraining.

MM: Wie bist du eigentlich zum Klettern gekommen?

Martina: Man mag es kaum glauben, aber das war auf der Insel Rügen! Dort gibt es ein Sporthotel, das unter anderem eine Kletterwand besitzt. Das ist nur eine ganz kleine Wand mit knapp 260m² Kletterfläche und relativ geringer Höhe. Das ist ungefähr so viel, wie unsere kleine Kletterwand über dem Boulderbereich hier in Magic Mountain. Freunde von mir hatten damals gerade eine Woche Urlaub und haben sich vorgenommen, jeden Tag eine neue Sportart auszuprobieren. Da war auch das Klettern bei. Nachdem sie einmal dort waren, haben sie mich gefragt, ob ich nicht auch einmal mitkommen möchte und dann sind wir fast ein Jahr jede Woche von Rostock, wo ich aufgewachsen bin, auf die Insel Rügen zum Klettern gefahren. Das war 2006. Danach wurde 45min von Rostock eine weitere Kletterwand eröffnet, wo wir dann später wöchentlich hingefahren sind. Das waren auch nur etwa 300m² Kletterfläche, aber wenigstens hatte sich die Fahrtzeit um einiges verkürzt. Die Klettergemeinde in Rostock wuchs dann auch schnell an und man konnte Fahrgemeinschaften bilden und hat somit auch andere Kletterer kennengelernt. Ich glaube, es war 2012, als der Bunker im Stadthafen in Rostock dann auch zur Kletterwand mit 260m² Kletterfläche ausgebaut wurde. Ab da konnte ich dann auch innerhalb von Rostock klettern gehen, zumindest im Sommer. 2014 bin ich dann nach Berlin gezogen und konnte endlich richtig angefangen, diesen Sport zu leben. Ich habe hier in der Kletterhalle meinen Freund und tolle Leute kennengelernt, mit denen ich regelmäßig klettern und trainieren gehen und vor allem im Sommer an den Fels fahren konnte. Die Bedingungen für ein interessantes, abwechslungsreiches und wirkungsvolles Training sind hier in Berlin wesentlich besser, als sie es damals in Rostock waren.

MM: Was begeistert dich am Klettern?

Martina: Wie ich es oben schon angedeutet habe, ist Klettern für mich ein Lebensgefühl. Es gibt mir Energie und Ausgleich zum Alltag und hat auch in schweren Zeiten dafür gesorgt, dass ich etwas hatte, dem ich mich voll und ganz widmen konnte, in dem ich mich weiterentwickeln und mir Ziele setzen konnte. Es gab noch nie einen Moment, in dem ich mal keine Lust auf klettern gehabt hätte, es macht einfach unheimlich viel Spaß. Ich liebe dabei die Herausforderung immer neue, schwerere Routen zu klettern, mich selbst zu verbessern und an meiner Klettertechnik und Kraft zu arbeiten. Es gibt nichts schöneres, als die fließenden Bewegungen des eigenen Körpers an der Wand zu spüren. Aber auch die Momente, in denen ich Angst habe finde ich unheimlich spannend, weil ich dann merke, wie ich an den Rand meiner Komfortzone komme und damit an den Punkt, an dem ich arbeiten und mich verbessern kann. Dann lerne ich etwas über mich selbst.

Von 2014 bis 2016 war auch der Wettkampfsport ein sehr wichtiger Punkt in meinem Leben, der mich motiviert und angetrieben hat. Ich bin als Kind und Jugendliche schon in der Leichtathletik damit aufgewachsen und habe viel Spaß am leistungs- und wettkampforientierten Sport.

Ich habe in den zwei Jahren sehr, sehr hart trainiert, denn ich hatte ein Ziel, für das ich einfach alles gegeben habe. Leider habe ich in dieser Zeit nicht gut genug auf die Warnsignale meines Körpers gehört und musste nach dieser relativ kurzen Zeit aufgrund einer schweren Verletzung wieder aus dem Wettkampfsport aussteigen. Es waren trotzdem wahnsinnig tolle Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gesammelt habe. Ich habe sehr viel gelernt und konnte mich in und durch diesen Sport auch über das eigene Klettern hinaus unheimlich weiterentwickeln.

MM: Und seit wann arbeitest du als Trainerin?

Martina: Ich arbeite seit Oktober 2014 als Trainerin in Magic Mountain. Seit 2018 betreue ich auch eine Kindergruppe im JDAV und arbeite mit der Projektgruppe Wettkampfklettern des DAV zusammen, um auch mehr Erfahrung im wettkampforientierten Training zu erlangen.

MM: Ab 20. August startet das KLETTERTRAINING in eine neue Runde, was erwartet die Teilnehmer? Und für wen ist das Training geeignet? Wo liegen die Vorteile des Gruppentrainings?

Martina: Jaaa! Ich freu mich schon sehr auf den Start unseres neuen Klettertrainings. Das Schöne ist, dass wir nun viel mehr Zeit haben als bisher, um die Inhalte in Ruhe zu trainieren und uns mit den wichtigsten Punkten eines effektiven Klettertrainings auseinander zu setzen. Bisher hatten wir immer 3 Monate mit höchstens 13 Trainingseinheiten zur Verfügung. Das neue Klettertraining hat 20 Einheiten. Wir werden uns mit den grundlegenden Klettertechniken beschäftigen. Dazu gehören die Standardkletterbewegung, auf die ich immer gaaanz viel Wert lege. Solange die nicht funktioniert, hat niemand an der Wand Ruhe vor mir. 😉

Wichtig werden auch die Fußtechniken, das richtige Greifen, die Arbeit mit dem Körperschwerpunkt (Die offene Tür, Eindrehen, Rüber und rauf) und das Lesen der Routen sein. Ein bisschen Taktik in der Herangehensweise schadet nie. Weiterhin sollen die Teilnehmer Formen des Konditionstrainings kennenlernen. Zum Beispiel das lokale aerobe und anaerobe Ausdauertraining. Wir werden das immer mal wieder mit einbringen, so dass jeder später in der Lage ist, ein solches Training auch selbstständig durchzuführen.

Und natürlich wird auch das leidige Thema „Falltraining“ Bestandteil unseres Trainings sein, auch wenn das den meisten keinen Spaß macht. Ich sage dann immer: Dazu bin ich auch da! Dazu kommt ihr zu mir! Um auch einmal das zu machen, was ihr nicht so gut könnt und vor dem ihr möglicherweise etwas Angst habt. Ich möchte meine Teilnehmer immer ein klein wenig raus aus ihrer Komfortzone holen, um diese Stück für Stück zu erweitern. Nur, wer angstfrei klettert, kann sich effektiv und ökonomisch bewegen. Und dann macht es auch gleich doppelt so viel Spaß!

Ziel ist, dass jeder versteht, dass wir lernen wollen, die Routen zu klettern. Wir wollen sie schön klettern und nicht einfach nur irgendwie oben ankommen. Wir lernen in leichten Routen das, was später in den schweren Routen abgefragt wird.

Ich hoffe, meinen Teilnehmern mit meinem Training einen Werkzeugkasten in die Hand geben zu können. Letztendlich liegt es an jedem selbst, wie oft er dieses Werkzeug herausholt, anwendet und damit dafür sorgt, dass die Bewegungen in Fleisch und Blut übergehen und automatisiert werden können.

MM: Worin unterscheiden sich KLETTERTRAINING 1 und 2?

Martina: Es wird ein Anfängertraining (Klettertraining 1) und ein Training für Fortgeschrittene (Klettertraining 2) geben. Das Klettertraining ist für jeden geeignet, der Lust hat, in der Gruppe zu klettern, neue Kletterpartner kennenzulernen und sich weiter zu entwickeln. Im Training für die Fortgeschrittenen wird es so sein, dass ich vermehrt an den konditionellen Faktoren arbeiten werde. Es wird definitiv auch viel Technik- und Sturztraining dabei sein. Aber grundsätzlich gehe ich hier mehr auf die individuellen Belange der einzelnen Teilnehmer ein und versuche dort anzusetzen, wo Verbesserung von Nöten ist.

MM: Vom Klettern abgesehen, was machst du gerne?

Martina: Ich gehe neben dem Klettern viel laufen und schwimmen (Übrigens zwei sehr gute Zusatz- und Ausgleichssportarten zum Klettern). Außerdem führe ich ein regelmäßiges Krafttraining durch. Neben meinem Sportstudium, meiner Arbeit als Klettertrainer und meinem eigenen Training bleibt nicht mehr sooo viel Zeit für noch mehr Hobbys. Aber Zeit zum Bücher lesen finde ich trotzdem und hin und wieder schaffen mein Freund und ich es auch, mal ein entspanntes Angelwochenende an einem See zu verbringen.

MM: Apropos Ausgleich, der ist auch beim KLETTERTRAINING sehr wichtig. Warum und was können sich die Teilnehmer darunter vorstellen?

Martina: Ausgleichstraining ist das Training der Muskelgruppen, die beim Klettern vernachlässigt werden und die dann im Vergleich zur Hauptarbeitsmuskulatur zu schwach ausgeprägt sind. Klettern ist eine Sportart mit einseitigen Belastungen und Beanspruchungen. Diese Dysbalancen wollen wir, wie schon der Name sagt, mit einem Ausgleichstraining abbauen, bzw. dafür sorgen, dass diese gar nicht erst entstehen. Das sieht dann so aus, dass wir am Ende des Trainings öfter mal einen Kraftkreis einbauen. In diesen integriere ich dann Ausgleichsübungen, sowie auch Kraftübungen, die als Zusatztraining absolviert werden können.

Was für mich aber ebenfalls dazu gehört ist eine gewisse Beweglichkeit. Die können wir natürlich über die begrenzte Zeit unseres Klettertrainings nicht deutlich verbessern, aber ich möchte auch hier wieder das nötige Werkzeug an die Hand geben, so dass jeder für sich persönlich über unser Training hinaus daran arbeiten kann.

Außerdem möchte ich in diesen Teilen des Trainings immer wieder Tipps zum weiterführenden und einem begleitenden Training zum Klettern geben. Aber noch mehr wird hier jetzt nicht verraten. 😉

Was ich euch gerne noch mit auf den Weg geben möchte:

„Deine Leistungen im Klettern sind weit weniger bedeutend als das, was du in diesem Entwicklungsprozess lernst – nicht was, sondern wie du etwas kletterst, zählt!“ (Lynn Hill)