OHM statt Sandsack
Ab sofort heißt es “Goodbye Sandsack”. Wir haben die unpraktischen und nicht sonderlich sicheren Zusatzgewichte aus dem Magic Mountain verbannt. Aber keine Sorge, es gibt eine sehr gute und sicherere Alternative. Bei größeren Gewichtsunterschieden empfehlen wir euch die Verwendung des OHM. Das OHM ist ein Vorschaltwiderstand zur Erhöhung der Seilreibung. Er funktioniert für Toprope und Vorstieg und wird in die erste Exe bzw. Bohrlasche eingehängt. Im Sturzfall löst der Widerstand aktiviert durch den Seilzug aus und bremst den Sturz ab. Im Gegensatz zum Sandsack ist der*die Sichernde nicht im Bewegungsraum eingeschränkt. Mit etwas Übung funktioniert das Seilausgeben (im Vorstieg) wie gewohnt.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Sichernde benötigen deutlich weniger Handkraft zum Halten eines Sturzes
- Ablassen eines*r schwereren Kletterers*in ist wesentlich leichter zu kontrollieren
- Bei einem Sturz in den ersten Haken reduziert das Gerät das Risiko eines möglichen Bodensturzes
- Keine Einschränkung des Handlings im Vorstieg (Keine Seilreibung beim Seilausgeben)
- Empfohlener Gewichtsunterschied (Kletterer > Sicherer): 10 – 40 kg
- Mindestgewicht Sicherer: 40 kg
Wir haben das OHM zum Testen im Verleih und auch im Shop. Solltet ihr Fragen haben oder eine Einweisung benötigen, sprecht uns gerne an.
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Wusstest du schon…
Wir möchten unseren Kindern einen lebenswerten Planeten hinterlassen. Deshalb setzen wir alles daran unternehmerische Entscheidungen nachhaltig zu treffen und unsere Kletterhalle umweltfreundlich, fair und offen zu gestalten. Wie das praktisch aussieht, zeigen wir dir hier:
Ein wichtiges Thema in Sachen Nachhaltigkeit ist Energie. Wir beziehen Ökostrom und Ökogas von unserem Partner Polarstern. Der Strom kommt aus einem Laufwasserkraftwerk in Deutschland und das Ökogas fällt als Nebenprodukt bei der Zuckerproduktion an. Apropos Wasser, wir nutzen eine Grauwasseranlage, die gesammeltes Regenwasser aufbereitet und für die Toilettenspülungen nutzbar macht. Dadurch sparen wir Frischwasser ein und schonen die Umwelt. Da wir gerade beim Thema sind, hast du schon mal genauer über Reinigungsmittel nachgedacht? In den meisten konventionellen Reinigern stecken Stoffe, die beispielsweise immun- oder hormonwirksam sind und somit Allergien und Autoimmunkrankheiten begünstigen. Wir verwenden daher, wo es geht, biologische Reinigungsmittel, die dich und deine Umwelt nicht unnötig belasten.
Kommen wir zum nächsten Element: Luft. Vielleicht sind dir schon die großen Rohre in der Halle aufgefallen. Das ist unsere Lüftungsanlage. Sie schafft es die gesamte Luft innerhalb von zwei Stunden komplett zu filtern und von Chalk zu befreien. Das schont deine Atemwege und sorgt für klare Sicht bei Kontaktlinsenträgern. Des Weiteren kommt auf die Kletterwände ausschließlich Biofarbe. Da diese keine gesundheitsschädlichen Ausdünstungen absondert, kannst du ruhig tief durchatmen, wenn es in der Route mal etwas schwerer wird.
Um auch die Ohren zu schonen, haben wir uns bewusst für Teppichboden im Kletterbereich entschieden, weil dieser den Schall in der Halle am besten dämpft. Dadurch ist die Lärmbelastung (verglichen mit Hartböden) für dich geringer und du verstehst die Seilkommandos deiner Kletterpartner*innen.
Kein Klettererlebnis ohne Equipment. Sind die alten Griffe abgeklettert und haben ihren Grip verloren, schicken wir sie zu Allgäuholds. Dort werden sie überarbeitet und bekommen eine neue Beschichtung. Anschließend findest du sie an den Kletterwänden wieder. Beim Einkauf neuer Kletterausrüstung setzen wir auf qualitativ hochwertige Produkte mit langer Lebensdauer, aus möglichst europäischer Produktion. Seile und Co. müssen natürlich trotzdem regelmäßig ausgetauscht werden. Die alten Seile wandern aber nicht in den Müll, sondern kommen zu unserem Partner Die Seilretter. Sie produzieren daraus z.B Teppiche und Chalkbags (gibt´s auch bei uns im Shop). Wenn auch du dein Seil zu neuem Leben erwecken möchtest, dann kannst du es bei uns in die “Seilretter-Recyclingtonne” geben.
Was hingegen nicht in die Tonne gehört, sind Lebensmittel. Daher kalkulieren wir genau, wie viel wir davon bestellen, um Abfälle zu vermeiden. Alle Snacks, die du in unserem Café bekommst, sind aus biologischem Anbau. Das bedeutet, kein chemischer Dünger, keine Pflanzenschutzmittel und keine Gentechnik. Dadurch werden Böden und Grundwasser geschont, Insekten und Mikroorganismen geschützt und du bekommst auch noch etwas Leckeres auf den Teller. Getränke dürfen natürlich auch nicht fehlen. Wir beziehen diese größtenteils von Lammsbräu und Voelkel. Das heißt, beste Bio bzw. Demeter-Qualität in Mehrwegflaschen. Die Glasflaschen werden bis zu 40 mal wiederbefüllt, während es die PET-Flaschen auf 15 Füllungen bringen (anschließend wird eine neue Flaschengeneration daraus produziert). Der leckere Kaffee hingegen stammt von der Berliner Firma Coffee Circle. Diese setzt auf faire Produktionsbedingungen und direkten Handel mit den Kaffeebauern. Ihr Anspruch übertrifft die Kriterien des Fairtrade Siegels. Im Klartext heißt das Weltmarktunabhängige Bezahlung der Bauern, ökologischer Anbau sowie Unterstützung sozialer Projekte vor Ort Und richtig gut schmeckt der Kaffee dann auch noch, denn es gibt unterschiedlichste Sorten, die frisch in Berlin geröstet werden.
Klettern verbindet und ist eine wunderbare Möglichkeit die Welt zu entdecken und Menschen kennen zu lernen. Da nicht jeder die Möglichkeit dazu hat, unterstützen wir Schulen, Kletter AGs, Geflüchtete und Kiezprojekte. Wir möchten den Kids damit die Möglichkeit geben Kontakte zu knüpfen, sich selbst besser kennen zu lernen und unbeschwerte Momente zu erleben. Weil Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt betrifft, sondern auch unsere soziale Gemeinschaft.
Wir möchten die Welt mit euch gemeinsam ein Stückchen besser machen. Ein großes Ziel, mit vielen kleinen Schritten (und möglichst geringen ökologischen Fußabdrücken). Zusammen können wir etwas bewegen, lasst uns achtsam mit der Umwelt sein, ein rücksichtsvolles Miteinander fördern und den nachfolgenden Generationen eine Chance bieten.
Lasst uns Gemeinsam, Leidenschaftlich, Fair Klettern
Klettern 2.0 – Für deine Sicherheit
Als Kletterhalle Magic Mountain möchten wir die größtmögliche Sicherheit beim Klettern gewährleisten. Daher haben wir uns entschlossen ab dem 01.01.2021 HMS, Tuber und Achter nicht mehr als Sicherungsmethoden bzw. Sicherungsgeräte zuzulassen. Damit möchten wir niemanden ausschließen, sondern folgenschwere Unfälle verhindern. Wir orientieren uns dabei an aktuellen Unfallforschungen und den Anforderungen des modernen Indoor-Sportkletterns.
In Kletterhallen kommen viele Seilschaften zusammen, mitunter wird dicht beieinander gesichert und geklettert. Es ist relativ laut und die Konzentration wird auf eine harte Probe gestellt. Manuelle Sicherungsgeräte (wie HMS, Tube und Achter) erfordern allerdings uneingeschränkte Aufmerksamkeit und verzeihen keine Sicherungsfehler. Selbst wenn du perfekt sicherst, kannst du im Sturzfall an die Wand prallen oder durch andere Seilschaften behindert werden und in der Folge das Bremsseil nicht mehr kontrollieren. Deshalb lassen wir ab 2021 ausschließlich Halbautomaten und Autotuber als Sicherungsgeräte zu. Diese sind mit einer Bremsunterstützung ausgestattet und bieten dir ein Sicherheitsplus.
Die Mehrheit unserer Gäste sichert bereits mit modernen Geräten, für Sie stellt die Regelung keine Veränderung dar. Für alle anderen bieten wir in der Umstellungsphase während des gesamten Jahres 2020 kostenlose Umschulungskurse an*. In den Kursen vermitteln wir die korrekte Handhabung von GriGri bzw. Jul2.
Wir möchten noch einmal wiederholen, dass diese Maßnahme deiner eigenen Sicherheit (und der deiner Kletterpartner*innen) dient und das Unfallrisiko minimieren soll. Klar ist aber auch, dass selbst moderne Geräte keine hundertprozentige Sicherheit bieten können, wenn der*die Sichernde die Technik nicht beherrscht oder das Bremsseil vorsätzlich loslässt.
PS: Im Outdoor- und Alpinbereich haben manuelle Sicherungsmethoden natürlich weiterhin ihre Berechtigung.
Mehr zum Thema Sicherheit, Sicherungsgeräte und Gewichtsunterschiede erfährst du übrigens in unserer Safety first Reihe.
Auf sichere Klettererlebnisse! Dein Magic Moutain Team
* Umschulungskurse finden jeweils am 1. Freitag im Monat (Toprope) und 3. Freitag im Monat (Vorstieg) von 19:00 – 21:00 statt. Die Teilnehmerzahl für diese Kurse ist auf 6 Personen pro Kurs begrenzt. Anmeldung und weitere Information erhälst du am Tresen in der Kletterhalle.
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Safety first – Teil 3
In unserer 3-teiligen Safety-first-Serie geht es um deine Sicherheit beim Klettern. Damit du den schönsten Sport der Welt bedenkenlos genießen kannst und immer wieder sicher auf den Boden zurückkehrst. Teil 3 widmet sich dem Klettern mit Gewichtsunterschieden.
Über den Wolken…
…mag die Freiheit zwar grenzenlos sein, aber angenehm ist es nicht, wenn du von einem deutlich schwereren Kletterer nach oben katapultiert wirst – von dem Sicherheitsaspekt mal ganz abgesehen. Wie ihr trotzdem sicher zusammen die Vertikale genießen könnt, erfährst du hier.
Du hast den perfekten Kletterpartner, dem du blind vertraust, aber euer Gewicht harmoniert nicht ganz so gut? Bis ca. 10 Kg Gewichtsunterschied brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Liegt euer Gewicht allerdings weiter auseinander, solltet ihr euch folgenden Risiken im Sturzfall bewusst sein:
- Möglicher Zusammenstoß von Sicherer und Kletterer
- Bodensturzrisiko für Kletterer
- Verletzungsrisiko für Sicherer bei Kollision mit der Wand oder der ersten Exe
- Kontrollverlust über das Bremsseil
Aber soweit muss es nicht kommen, denn es gibt Möglichkeiten, den Gewichtsunterschied auszugleichen.
Zusatzgewicht: Bis ungefähr 10 kg Gewichtsunterschied ist ein Zusatzgewicht (Sandsack) für den Sichernden hilfreich. Mehr kann das Zusatzgewicht allerdings nicht ausgleichen, da der Sandsack lediglich verhindert, dass der Sicherungspartner hochgezogen wird. Die Handhaltekraft bleibt allerdings gleich, sodass der Kletterer nicht mehr sicher gehalten werden kann.
Reibungs- bzw. Querclipp: Sehr gut um die Reibung zu erhöhen und so Gewichtsunterschiede von 10 bis 15 kg auszugleichen. Allerdings nur für erfahrene Anwender empfohlen.
Ohm: Das Ohm ist ein Bremskraftverstärker, in den das Seil eingelegt wird. Anstelle der ersten Exe wird das Ohm eingehängt. Da das Ohm den Bremswiderstand erhöht, können auch höhere Gewichtsunterschiede damit ausgeglichen werden. Im Gegensatz zum Zusatzgewicht, verringert sich dadurch die benötigte Handhaltekraft. Das Sichern mit dem Ohm erfordert etwas Übung damit das Seilausgeben flüssig funktioniert. Und auch das Halten von Stürzen benötigt Gewöhnung und körper-dynamisches Sichern (Mitspringen). Gerade als leichterer Sicherer ist dies anfangs ungewohnt, aber schnell erlernbar.
Der recht hohe Anschaffungspreis mag abschrecken, jedoch können wir das Ohm nach ausgiebigem Testen – indoor und outdoor – nur empfehlen.
Du kannst das Gerät übrigens bei uns ausleihen und testen. Außerdem bieten wir dir auch Einführungskurse für das Ohm an, in denen du die Funktionsweise kennenlernst und wir dir die Besonderheiten des Sicherns mit dem Ohm zeigen.
Safety first – Teil 2
In unserer 3-teiligen Safety-first-Serie geht es um deine Sicherheit beim Klettern. Damit du den schönsten Sport der Welt bedenkenlos genießen kannst und immer wieder sicher auf den Boden zurückkehrst. Teil 2 widmet sich den Sicherungsgeräten.
Tausendmal ist nichts passiert…
…und dann hat’ s Boom gemacht. So ähnlich klingt es, wenn in der Kletterhalle von Bodenstürzen berichtet wird. Dabei gilt Klettern eigentlich als sicher. Schaut man sich die Unfallstatistik 2017 vom DAV und KLEVER an, so gibt es dreimal mehr Boulder- als Kletterunfälle. Während beim Bouldern mehrheitlich Arme und Beine betroffen sind, kommt es beim Klettern zu Rumpf- und Beinverletzungen. Aber wie kann das überhaupt passieren, hängt man doch vermeintlich sicher am Seil? Im Fall von Jörg und Tobi begann das Unglück bereits im Tagesverlauf. Nach einem Streit mit seinem Chef fährt Jörg in die Kletterhalle, wo er wie jeden Dienstag mit seinem Kletterpartner Tobi verabredet ist. Die beiden beginnen sich in einfachen Routen aufzuwärmen. Kurz darauf steigt Tobi in eine schöne Sloper-Tour ein. Jörg wird später berichten, dass er zu diesem Zeitpunkt mit den Gedanken noch bei dem Streitgespräch mit seinem Vorgesetzten war. Mehr oder weniger nebenbei sichert er seinen Kletterpartner. Das Seil lässt er automatisch durch seinen Tuber gleiten als Tobi’s Fuß abrutscht. Der abrupte Ruck zieht Jörg das Seil aus der Hand. Reflexartig greift er danach um den Sturz zu stoppen. Ein brennender Schmerz zieht durch die Hand, worauf Jörg das Seil loslässt. Das Letzte, was er spürt ist ein Aufprall, der ihn zu Boden drückt. Er erleidet Stauchungen der Wirbelsäule und einen Schlüsselbeinbruch.Tobi hat Glück im Unglück, er wird durch Jörg’s kurzen Griff ins Seil etwas abgebremst und stürzt dann auf auf den Kopf seines Kletterpartners. Er kommt mit leichten Stauchungen und Prellungen davon.
Unfälle wie dieser kommen leider viel zu oft vor. Laut Statistik passiert die Vielzahl der Verletzungsfälle beim Ablassen oder durch Ablenkung bzw. Unachtsamkeit des Sichernden. Die meisten gemeldeten Unfälle endeten hierbei mit einem Bodenaufprall. Aus den Unfallprotokollen geht außerdem hervor, dass bei den Bodenstürzen zumeist mit einem Tube gesichert wurde. Das ist kaum verwunderlich, da der Tube von 20-25% der Sichernden genutzt wird. Obwohl es mittlerweile eine große Auswahl von Halbautomaten auf dem Markt gibt, denken die Wenigsten daran ihren Tube auszutauschen. Ob aus Gewohnheit oder Überzeugung, viele lehnen andere Sicherungsgeräte* geradezu ab – getreu dem Motto “Mir ist noch nie etwas passiert”. Sich selbst und dem Kletterpartner zu liebe lohnt sich jedoch ein Blick über die Sicherungsbrille hinaus.
Zunächst kann ein Sicherungsgerät nur so sicher sein, wie sein Anwender. Der Mensch ist das schwächste Glied in der Sicherungskette. Vor Unachtssamkeit, Sicherungsfehlern oder extremen Gewichtsunterschieden schützt auch das beste Gerät nicht, allerdings bieten Halbautomaten bei korrekter Handhabung ein Sicherheitsplus um drastische Folgen zu verhindern.
- Denn auch der aufmerksamste Sicherungspartner kann bei einem Sturz gegen die Wand prallen und dabei das Bremsseil loslassen. Die Blockierunterstützung eines Halbautomaten verhindert in diesem Fall einen möglichen Bodensturz.
- Ein weiterer Punkt ist der oftmals gerade Seilverlauf an künstlichen Kletterwänden. Dadurch entsteht wenig Reibungswiderstand. Der Sturzzug kommt in vollem Umfang beim Sichernden an, wodurch ein hohes Maß an Handhaltekraft notwendig ist, um den Sturz zu halten. Halbautomaten blockieren währenddessen unabhängig von der Handkraft und stoppen das Seil.
- In Kletterhallen sind die ablenkenden Faktoren für Sichernde sehr hoch. Eine Vielzahl von Seilschaften, Lärm und etwaige Gespräche reduzieren die Aufmerksamkeit merklich. Stürzt der Kletterpartner kommt es mitunter zu verzögerter Reaktion. Halbautomatische Sicherungsgeräte verstärken im Sturzfall deine Sicherheit.
Während Autotuber wie beispielsweise “Jul”, “Smart”, “Ergo” oder “Click Up” von der Handhabung und Haltung wie ein Tube zu bedienen sind, erfordern andere Geräte wie das “GriGri” eine spezielle Technik (Stichwort: Gaswerkmethode). Im Fachhandel deines Vertrauens kannst du die unterschiedlichen Modelle ausprobieren und herausfinden, welches zu dir und deinem Kletterseil passt. Um die korrekte Technik zu erlernen ist gerade für das “GriGri” ein Kurs zu empfehlen. Dabei ist uns völlig gleich, wo du diesen Kurs machst, aber bitte erlerne das Sichern von einem ausgebildeten Trainer. Es ist nett gemeint, wenn dir ein Kumpel das Sichern beibringen möchte, aber gerade Anfänger können kaum einschätzen, ob die gezeigte Technik wirklich richtig ist und den neuesten Standards entspricht. Online-Videos ersetzen übrigens in keinem Fall einen Kurs.
Für welches Sicherungsgerät du dich auch entscheidest, in jedem Fall gilt: Partnercheck, (sonst Partner weg)! Bremsseil niemals loslassen! Volle Aufmerksamkeit auf deinen Kletterpartner! Kein Schlappseil! Gewichtsunterschiede beachten! Mehr zum Thema Gewichtsunterschiede gibt es im dritten Teil unserer Serie.
*Sicherungsgeräte werden in zwei Gruppen unterteilt: Halbautomaten bzw. halbautomatische Sicherungsgeräte mit Blockierunterstützung und dynamische Sicherungsgeräte ohne Blockierunterstützung wie Tube und HMS. Während Halbautomaten im Sportklettern deutliche Vorteile haben, sind Tube und HMS erste Wahl im alpinen Bereich und in Mehrseillängen.
Safety first – Teil 1
In unserer 3-teiligen Safety-first-Serie geht es um deine Sicherheit beim Klettern. Damit du den schönsten Sport der Welt bedenkenlos genießen kannst und immer wieder sicher auf den Boden zurückkehrst. Teil 1 widmet sich den eigentlich selbstverständlichen Aspekten, die jedoch oft in Vergessenheit geraten.
Marmor, Stein und Eisen bricht…
…aber unsere Knochen nicht. So scheinen zumindest einige Kletterer zu denken, wenn man ihr Tun in der Halle beobachtet. Ob Unwissen, Leichtsinn oder Selbstüberschätzung dahinter stecken ist nicht immer ganz klar. Aber aus der Unfallstatistik von KLEVER und DAV geht hervor, dass die verzeichneten Kletterunfälle bzw. Bodenstürze oftmals durch Unachtsamkeit verursacht wurden – etwa weil sich der Einbindeknoten des Kletterers löste. Das bedeutet aber auch, dass viele Unfälle vermeidbar gewesen wären. Welche einfachen Tipps das Klettern sicherer machen, erfährst du im Folgenden.
Klettergurt: Klettersachen an und los geht’s. Bei den meisten von uns beginnt ein Klettertag genau so. Kein Blick wird dabei auf das Equipment gerichtet. Doch von Zeit zu Zeit empfiehlt sich ein Check der Ausrüstung. Angefangen beim Klettergurt, unserem treuesten Begleiter. Ob draußen am Fels oder drinnen in der Halle, der Gurt ist stets dabei und hält einiges aus. Aber egal wie gerne wir unseren Gurt haben, irgendwann ist die Zeit gekommen um uns einen Neuen zuzulegen. Auch wenn der Gurt noch “gut aussieht”, so altert das Material und die volle Belastbarkeit kann nicht mehr garantiert werden. Spätestens nach 10 Jahren solltest du deinen Gurt daher austauschen. Bei sichtbaren Abnutzungen oder offenen Nähten natürlich schon eher. Auch wenn du deinen Gurt sehr häufig nutzt und viele Stürze absolvierst, ist ein regelmäßiger Check wichtig und Austausch notwendig. Mehr zum Thema.
Material: Da wir gerade beim Thema Gurt sind, schau doch mal, was alles an deinen Materialschlaufen hängt. Gerade nach der Sommersaison kommen einige Kletter “gut bestückt” in die Halle zurück. Keile, Selbstsicherungen, Schlaufen und Exen wirst du indoor wirklich nicht brauchen. Vielmehr erhöhst du damit deine Verletzungsgefahr, da das Material an Griffen, Seil und Exen hängen bleiben kann, was besonders im Sturzfall gefährlich würde.
Seil: Der Gurt sitzt, also kannst du dich einbinden. Wirf vorher nochmal einen Blick auf das Seil. Sind Abnutzungen zu erkennen oder eine starke Mantelverschiebung? Dann wird es Zeit für ein neues Seil. Das Alte brauchst du aber nicht wegzuwerfen. Gib es doch einfach in die “Newseed Recyclingtonne”. Neben der Unversehrtheit des Seils muss auch die Länge stimmen, bei uns in der Halle sind das 50m. Mehr zum Thema:
Haare: Nicht nur das Equipment kann zum Risiko werden, sondern auch dein Styling. Daher gilt, Haare zusammenbinden und Schmuck ablegen. Es mag sich noch so toll anfühlen mit wehendem Haar zu klettern. Aber spätestens wenn man damit im Sicherungsgerät hängen bleibt, wird es richtig schmerzhaft und ohne Hilfe kommt man aus dieser Situation nicht mehr raus.
Gewicht: Über manche Themen wird nicht gerne gesprochen, Gewicht ist so eines. Beim Klettern, gerade mit neuem Seilpartner, sind mögliche Gewichtsunterschiede ein wichtiger Punkt. Vergewissere dich, dass ihr nicht mehr als 10Kg auseinander liegt. Andernfalls wird es nicht nur beim Ablassen schwierig, sondern bei einem Sturz gefährlich. Denn der leichtere Sicherer wird in diesem Fall mitunter sehr weit nach oben gezogen und es besteht die Gefahr zusammenzustoßen. Aus eigener Erfahrung kann dies zu ernsten Verletzungen führen. Abhilfe kann das Ohm (mehr dazu in Teil 3 unserer Serie) schaffen. Es gleicht Gewichtsunterschiede aus und ist wesentlich komfortabler in der Nutzung als ein Zusatzgewicht.
Partnercheck: Jetzt geht es endlich ans Klettern. Bevor du in die Route einsteigst, denk bitte an den Partnercheck. Schau dabei AUFMERKSAM, ob der Einbindeknoten korrekt ist und das Sicherungsgerät richtig eingelegt wurde.
Sichern: Wenn dir etwas an deinem Kletterpartner liegt, dann solltest du als Sichernder nah genug an der Wand stehen (max. 1,5m entfernt). Andernfalls setzt du deinen Kletterpartner dem Risiko eines Bodensturzes aus. Ähnlich verhält es sich mit zu viel Schlappseil. Achte darauf, dass das Seil, welches aus deinem Sicherungsgerät läuft niemals den Boden berührt. Bzw. sichere eng, wenn dein Kletterpartner sich an den unteren Exen befindet. Eigentlich sollte man es nicht erwähnen müssen, aber leider kommt es immer wieder vor, dass im Sitzen gesichert wird. Im Falle eines Sturzes kann man definitiv nicht schnell genug reagieren und gefährdet sich und seinen Partner.
Sicherungsgerät: Das schwächste Glied in der Sicherungskette ist der Mensch. Aber, wenn der Mensch versagt, dann bieten halbautomatische Sicherungsgeräte (Autotuber, GriGri…) gegenüber dynamischen Sicherungen (Tube, HMS, Achter) eine Sicherheitsreserve. Das heißt, dass Halbautomaten im Ernstfall das Seil stoppen können. Mehr dazu erfährst du in Teil 2 unserer Safety-first-Serie.
Sicherungstechnik: Für welches Sicherungsgerät du dich auch entscheidest, noch wichtiger ist die dazugehörige Sicherungstechnik. Und die erlernt man am besten in einem qualifizierten Kurs. Dabei ist uns völlig gleich, wo du diesen Kurs machst, aber bitte erlerne das Sichern von einem ausgebildeten Trainer. Es ist nett gemeint, wenn dir ein Kumpel das Sichern beibringen möchte, aber kein Anfänger kann einschätzen, ob die gezeigte Technik wirklich richtig ist und den neuesten Standards entspricht. Aber auch erfahrenen Kletterern sei eine Schulung ans Herz gelegt, wenn sie auf ein neues Sicherungsgerät wie beispielsweise das GriGri wechseln (Stichwort Gaswerk-Methode). Online-Videos ersetzen in keinem Fall einen Kurs.
Clippen: Clippe wirklich jede Exe, denn wenn du sie überkletterst, wird ungesichertes Seil ausgegeben, was je nach Kletterhöhe zu einem Bodensturz oder wenigstens zu einem Zusammenstoß mit deinem Sicherungspartner führt.
Rücksicht: Nicht nur aus Höflichkeit empfiehlt es sich zu Fragen, in welche Route eine benachbarte Seilschaft einsteigen möchte. Überkreuzen sich die Routen oder überschneide sich die Exen, warte bis die andere Seilschaft wieder unten ist oder suche dir zwischenzeitlich eine andere Route. Achte auch darauf, nicht unter anderen Seilschaften zu klettern. Im Sturzfall ist ein Zusammenstoß vorprogrammiert.
Ansprechen von Sicherheitsrisiken: Dieser Punkt betrifft alle! Wenn dir eine Seilschaft auffällt, die ein Sicherheitsrisiko eingeht, schau bitte nicht weg. Auf ihr Handeln angesprochen fühlen sich zwar viele Seilschaften angegriffen, bevormundet oder werden mitunter auch aggressiv, aber geht es hier nicht um Zurechtweisung sondern um die eigene Sicherheit. Wenn du Fehler nicht direkt ansprechen möchtest, dann informiere bitte einen Mitarbeiter, der sich der Sache annimmt.